Dach fürs Gartenhaus selber bauen – Geht das überhaupt?

Mit erstaunen merkte ich, dass Gartenhäuser ohne Dachdeckung geliefert werden.

Ich persönlich bin ein Stadtkind und hatte bis dato noch keine Erfahrungen mit Gartenhäusern.
Doch man fragte mich eines zu bauen.
Und das tat ich auch.
Nun ich bin ein Azubi des Dachdeckerhandwerks und habe jeden Tag mit Dächern zu tun.
Ich weiß daher, wie das funktioniert.
Doch kann der Laie ebenfalls ein Dach fürs Gartenhaus selber bauen?
In diesem Artikel beantworte ich ausführlich diese Frage.
Inhaltsverzeichnis
Was gibt es für Dächer fürs Gartenhaus ?
Ein Gartenhaus ist in der Regel ein Pultdach ( sprich mit einer einzigen Neigung – im Gegensatz zum Satteldach ).
Das Dach ist in der Regel verschalt.

Die Dachneigung eines Gartenhauses ist i.d.R. niedrig und die Dachfläche allgemein eher klein.
Natürlich sollte ein Gartenhaus auch fachgerecht aufgebaut werden. Ein dichtes Dach nützt auch nichts, wenn das Haus von unten angammelt.
Als Dach fürs Gartenhaus kommen mehrere Optionen ins Spiel:
- Flachdach
- Ziegel ( Flachdachziegel oder ähnliches )
- Pappschindel ( bekannt und beliebt )
Flachdach fürs Gartenhaus selber bauen
Das Flachdach ist mit Pappschindeln die häufigste Variante wenn es um ein Dach fürs Gartenhaus geht.
Ein Flachdach ist grob gesagt eine Bituminöse Dachhaut, die aus 2 verschiedenen Schichten besteht.
Diese Lagen verschmelzen miteinander unter Einwirkung von Wärme – man arbeitet mit einem Gasbrenner – und bilden eine Wasserdichte und Witterungsresistente Dachhaut.
Also nochmal in einfacherem Deutsch: Ein Flachdach besteht aus Bitumrollen, die man mithilfe eines Brenners verschweißt.
Die erste Lage besteht aus SK-Bahn ( Selbstklebende Bahn ) die nur mit speziellen Nägeln ( Breitkopfstifte – wie der Name schon sagt haben die einen breiten Kopf ) an die Schalung genagelt wird.

Die erste Lage brauchen wir, da wir nicht auf der nackten Schalung arbeiten können. Die Oberlage braucht einen bituminösen Grund.
Die Zweite Bitumschicht nennt sich Oberlage, oder auch eine PYE Bahn, und hat folgende Eigenschaften:
- Sie ist mit Schiefersplit gesplittet, sodass sie nicht von UV-Strahlung zersetzt wird
- Sie hat eine Vließschicht die Bewegungen der Bahn aufgrund von Temperaturschwankungen aufnimmt
- Sie hat eine Mindestdicke, sodass sie ordentlich viel Wärme aufnehmen kann und genug Material vorhanden ist, um eine Verschmelzung der beiden Bitumschichten zu gewährleisten.
Wie gesagt, werden beide Schichten dann mit dem Brenner verschweißt.
Dafür gibt es spezielle Dachdeckerbrenner und auch spezielle Taktiken.
Um die Bahnen richtig zu verschweißen braucht man ein Gefühl für das Material und muss ebenfalls ein Verständnis für das Material ( man muss kennen, wo die Schwachstellen des Daches liegen, wo man mehr oder weniger Hitze einsetzt, usw…).
Ein Flachdach alleine herzustellen liegt deshalb nicht im Kompetenzfeld eines Laien.
Um ein richtiges Flachdach zu bauen, muss davor eine richtige Einführung in das Material und in die Technik erfolgt sein, die es nur im Betrieb oder in der Ausbildung gibt.
Nicht zu unterschätzen ist die Brandgefahr, die so ein Vorhaben begleitet.
Deshalb sollte ein Laie das auf jeden Fall unterlassen.
Ein falsch geschweißtes Flachdach kann zu vielen weiteren Problemen führen, wie etwa die Bildung von Luftblasen, Unidichtigkeiten u.v.m. die vielleicht einen Abriss des Flachdachs nach 5 Jahren erfordern.
Beispiel: Wir hatten eine Baustelle, wo 3 Mieter die ein gemeinsames Flachdach teilten, es nach 2 Jahren wieder abreißen mussten weil gepfuscht wurde.
Wir hatten dann die Aufgabe alles abzureißen und alles nochmal fachgerecht zu verschweißen.
Außerdem braucht man für die Operation gewisse Ausrüstung – wie z.B. einen Brenner – die nur der Fachmann besitzt.
Zur Option #1: kann man ein Dach fürs Gartenhaus selber bauen? In diesem Fall ein Flachdach? Hier ist meine Antwort:
Ein Flachdach selber zu schweißen steht deshalb vollkommen außer Reichweite eines Laiens und könnte wegen der Brandgefahr sogar gefährlich werden.
Ziegeldach fürs Gartenhaus selber bauen
Die Zweite etwas ungewöhnlichere Variante ist es, ein Ziegeldach fürs Gartenhaus zu bauen.
Das ist auch eine Option.
Bei einem Ziegeldach wird zuerst eine extra Unterspannbahn auf die Schalung befestigt.
Diese dient als zweite Abdichtungslage, sodass bei einem Schaden – wie z.B. einem gebrochenen Ziegel – die Schalung nicht gleich angegriffen wird.
Anschließend kommen Konterlatten auf die Schaltung. Die ermöglichen eine Hinterlüftung unter der Ziegelhaut.
Auf die Konterlatten werden dann in fachgerechtem Abstand Dachlatten befestigt.
Der Abstand zwischen den Dachlatten ( in der Fachsprache: Lattmaß ) errechnet sich aus der Dachniegung und dem verwendeten Ziegel.
Auf den Dachlatten kommen dann die Ziegel.
Die Ziegel werden in Gängen gesetzt.
Allerdings gibt es dann Besonderheiten am First und am Ortgang.
Hier brauchst du Sortenziegel, sprich Ziegel die extra für diesen Ort des Daches angepasst sind.
An sich kannst du auch sehr kreativ am Ortgang und am First vorangehen, mit anderen Materialien wie z.B. Zink und ähnlichem, jedoch würde das die Rahmen dieses Artikels sprengen.
Das ist der Grundgedanke dabei, wenn man ein Dach mit Ziegeln deckt.
Wie bei allen Dächern auch muss man überlegen, ob man eine Rinne ebenfalls anbauen möchte.
Zu erklären wie eine Rinne angebaut wird fordert einen eigenen Artikel, den ich noch nicht geschrieben habe.
Falls keine Rinne angebaut wird, sollte der Ziegel mindestens 5cm überstehen, sodass kein Wasser zurückläuft.
Ein Ziegeldach zu decken ist an sich nicht so kompliziert, jedoch müssen hier auch viele Regeln beachtet werden.
Für den Laien ist das keine leichte Sache, jedoch kenne ich viele Menschen der alten Schule ( aus dem Osten z.B. ), die ihr Dach selber gedeckt haben.
Ziegel und Holz sind an sich nicht teuer.
Nur Sortenziegel, wie z.B. Ortgänge oder Pultdachfirstabschlussziegel sind besonders teuer.
Kann also ein Dach fürs Gartenhaus selber bauen? In diesem Fall ein Ziegeldach? Hier ist meine Antwort:
Es ist daher nicht zu empfehlen, ohne fremde Hilfe ein Ziegeldach zu decken. Die vielen Tricks und Fachregeln können leicht nicht beachtet werden, sodass es zu einem späteren Schaden führen kann.
Pappschindel fürs Gartenhaus selber decken
Pappschindel lassen sich relativ leicht decken, jedoch bin ich persönlich noch nie dazu gekommen.

Bis jetzt habe ich nur ein Pappschindeldach repariert, jedoch nicht von Grund auf gebaut.
Dachschindel sind relativ leicht zu decken. Man braucht nur eine Schlagschnur und Nägel.
Wie bei jedem Dach auch, kommt unter die Dachschindel eine Extra Abdichtungslage.
Entweder eine Kaltklebende Bituminöse Bahn oder eine Unterspannbahn.
An den Ortgängen empfehle ich Zinkbleche als Abschluss zu nehmen.
Die kann man entweder beim Baumarkt finden oder beim Dachdecker Fachhandel.
Hier gilt es jedoch auch, gerade die Detailpunkte richtig hinzukriegen ( was nicht leicht ist ). Zum Beispiel eine 90Grad Ecke oder ähnliches.
In späteren Videos und Artikeln werde ich darauf genauer eingehen.
Auch bei Pappschindeln bleibt aber die allgemeine Problematik, dass Detailpunkte, die nicht beachtet werden, zu Wasserschäden führen können und daher das gesamte Bauwerk zerstören können.
In diesem Artikel könnt ihr lesen, welche Wasserschäden bei einem falsch abgebautem Pappschindeldach zustande gekommen sind.
Auch Fehler, die auf ersten Eindruck unwichtig sind, können mit den Jahren zu beträchtlichem Schaden führen.
Kann also ein Dach fürs Gartenhaus selber bauen? In diesem Fall ein Pappschindeldach? Hier ist meine Antwort:
Daher empfehle ich genau wie auch bei den anderen Dächern, lieber die Hilfe von einem Fachkundigen zu suchen.
Fazit:
Kann man ein Dach fürs Gartenhaus selber bauen?
Wasser sucht sich seinen Weg.
Dachdeckerspruch
Das heißt soviel wie: Wasser ist tückisch und findet Schwachstellen, wo man sie nicht unbedingt erwartet.
Wasser kann sich seitwärts bewegen, kann hochgesaugt werden, kann vereisen und dann Dachteile aufplatzen und und und.
Die Tücken von Wasser lassen sich nicht einfach so in einem Artikel zusammenfassen.
Und das Verständnis für diese Tücken lassen sich auch nicht einfach so aneignen. Sprich nur mit praktischer Erfahrung lernt man es die Gefahr von Wasser gut einzuschätzen. Daher empfehle ich allgemein, immer einen Fachkundigen an seiner Seite zu haben.
Gartenlauben und ähnliches sind auch keine schweren Aufgaben und können sehr gut von einem Azubi fertiggestellt werden.
Wer sich das aber alleine zutraut, kann das auch alleine machen.
Diese Person sollte dann aber ein Mindestverständnis fürs Handwerk haben, sonst wird es schwer.
Ich kenne Menschen, die durchaus ihr eigenes Dach mit schönem Ergebnis gedeckt haben – ohne das Handwerk studiert zu haben.
Aber wie gesagt.
Als Kochamateur fängt man ja auch nicht mit einem Osso Bucco an.
Als Handwerksamateur fängt man eben nicht mit dem Schweißen von Dachpappe an.
Wer sich bereit fühlt, sollte dies jedoch durchziehen.
Mit besten Grüßen,
Yorick
Ein Gedanke zu “Dach fürs Gartenhaus selber bauen – Geht das überhaupt?”